Georg Toepfer
Kultur der Tiere? – der Kulturbegriff der Biologie (Proseminar WS 2003/04), Ankündigung

Seit gut zwanzig Jahren ist es in der biologischen Verhaltensforschung üblich geworden, von der Kultur der Tiere zu sprechen. In dem Seminar soll untersucht werden, was sich hinter dieser Redeweise verbirgt und ob sie gerechtfertigt ist. Reicht es beispielsweise aus, den Tieren deshalb eine Kultur zuzuschreiben, weil sie über Werkzeuggebrauch und Traditionen verfügen, d.h. über Verhaltensweisen, die erlernt und von Generation zu Generation weitergegeben werden?
Ziel des Seminars ist es, durch den Vergleich des kulturellen Handelns des Menschen mit dem Verhalten der Tiere, wie es in der Biologie studiert wird, den Kulturbegriff der Kultur-wissenschaften zu schärfen. Der Unterschied zwischen einem kulturwissenschaftlichen und einem biologischen Ansatz soll auf der methodischen und der sachlichen Ebene herausgearbeitet werden.
Methodisch gilt es dabei zu klären, ob die biologische Begrifflichkeit zur Erkenntnis des Kulturellen geeignet ist. Sachlich ist zu diskutieren, inwiefern sich die Menschen – und eventuell andere Lebewesen – in der Kultur von der funktionalen Ordnung des biologischen Lebens emanzipiert haben, d.h. sie in ihrem Handeln die für die Biologie universalen Zwecke der Selbsterhaltung und Fortpflanzung relativieren.
Im Hintergrund der Auseinandersetzung soll auch die Frage stehen, wie in der Evolution überhaupt die Entstehung von Lebewesen möglich war, die in ihrer Selbstgestaltung anderen Prinzipien als denen des organischen Lebens unterworfen sind. Die drei parallelen Projekte einer Evolutionären Erkenntnistheorie, Ethik und Ästhetik können in diesem Zusammenhang als Versuche einer empirischen Kulturwissenschaft innerhalb der Biologie, als Versuche einer Urgeschichte des werteorientierten Handelns interpretiert werden – biologische Untersuchungen unter Vorgabe kulturwissenschaftlicher Begriffe.
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